GREGOR SAMSA - Die Frustration über die eingeschränkte Bewegungsfreiheit

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GREGOR SAMSA - Die Frustration über die eingeschränkte Bewegungsfreiheit


Wie kann es sein, dass meine größte Frustration nicht die Verachtung meiner Familie ist, sondern die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die mich wie eine unsichtbare Kette an mein finsteres Zimmer fesselt? Die Beine, die mich einst durch die weiten Straßen meiner Handelsreisen trugen, sind nun nutzlos, deformiert in die groteske Gestalt eines Insekts. In dieser neuen, erbarmungslosen Form finde ich mich eingesperrt, umgeben von den Mauern des Zimmers, das nun eher einem Kerker gleicht als einem Teil des familiären Heims. Der Blick durch das Fenster, einst eine Quelle der Erleichterung, wirkt jetzt wie eine grausame Erinnerung an eine Freiheit, die mir unwiederbringlich verloren scheint.

Meine Versuche, an den Wänden hochzuklettern, die einstige Freude am Erklimmen der Decke, sie fühlen sich zunehmend wie ein trauriger Ersatz für die wahre Freiheit an, die ich verloren habe. Jeder Versuch, die Grenzen meines Kerkers zu erweitern, endet in Schmerz und Demütigung. Selbst die einfachsten Bewegungen lösen in meiner Familie Abscheu aus, verstärken ihre Abneigung, mir meine einstige Menschlichkeit auch nur im Geringsten anzuerkennen.

Das Schlimmste ist, dass ich, je mehr ich über meine Situation nachdenke, desto klarer wird, dass ich allein der Grund für dieses Elend bin. Mein eigenes Unvermögen, meine Verwandlung zu verhindern oder rückgängig zu machen, hat mich in diese erbärmliche Lage gebracht. Wie konnte ich nur glauben, dass es noch Hoffnung geben könnte, wenn doch jede meiner Bewegungen, jeder meiner Gedanken nur dazu dient, diejenigen zu belasten, die ich liebe?

Nun, da ich in den Spiegel sehe, erkenne ich nichts als ein hässliches, widerwärtiges Geschöpf, das seine Familie entsetzt und belastet. Mein Leben ist nichts wert, sinnlos, ekelerregend und eine erbärmliche Qual für meine Mitmenschen. Ich bin an allem schuld: an meiner Lage, an allem Schlechten in meiner kleinen Welt. Ich bin eine unerträgliche, abscheuliche Last für andere.

GREGOR SAMSA











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