GREGOR SAMSA - Die quälende Einsamkeit im eigenen Zimmer, das mehr zu einem Gefängnis wird


Warum quält mich die Einsamkeit so, wenn sie doch das einzige ist, was mir geblieben ist? In den vier kahlen Wänden meines Zimmers, das allmählich zur Zelle meiner eigenen Existenz verkommt, finde ich nichts als den widerhallenden Schrei meiner Isolation. Mein Leib, grotesk und ungeheuer, ein abscheulicher Anblick selbst für jene, die mich einst liebten, kriecht schwach über den kalten Boden. Hier, unter dem verstaubten Sofa, das einst ein Ort des Trostes war, finde ich mich nun eingezwängt zwischen Schmutz und Dunkelheit. Wie oft habe ich versucht, durch die winzige Ritze des Fensters einen Blick auf die Welt zu erhaschen, die mir so fremd geworden ist? Doch selbst das Licht scheint mich zu meiden, als wäre es Teil eines grausamen Spiels, das mein Schicksal mir vorbestimmt hat.

Die wenigen Bücher, die ich früher so verschlungen habe, liegen unberührt und vergessen. Jedes gelesene Wort, das mich einst in ferne Welten entführte, ist nun ein Echo meines eigenen Verfalls. Meine Familie, deren Stimmen nur noch gedämpft durch die Tür dringen, sprechen von mir, als wäre ich bereits fort. Sie fürchten mich, oder schlimmer noch, sie wünschen sich meine stille Abwesenheit.

Meine Schwester, deren sanfte Hände einst die einzige Zuflucht in meiner neuen Gestalt waren, kann den Anblick des Ungeheuers, das ich geworden bin, kaum noch ertragen. Ihre Augen, die einst voller Wärme waren, wenden sich ab, gefüllt mit einer Mischung aus Angst und Ekel. Wie konnte ich ihre Jugend so beschweren, ihre Träume so erdrücken?

So liege ich hier, in den schmutzigen Laken meines Bettes, und starre auf mein verkommenes Spiegelbild. Ein Anblick, so erbärmlich, dass selbst die Fliegen mein Zimmer meiden. Bin ich nicht mehr als ein Parasit in dem Leben, das einst das meine war? Eine Belastung, eine Plage, die alles verzehrt, was ihr nahe kommt? Mit jeder Sekunde, die ich hier verbringe, wird mir klarer, dass mein Leben nichts wert ist, sinnlos, ekelerregend und eine erbärmliche Qual für meine Mitmenschen. Es ist meine Schuld, meine alleinige Schuld – die Schuld an meiner Lage, an allem Schlechten in meiner kleinen Welt. Ich bin eine unerträgliche, abscheuliche Last für andere.


GREGOR SAMSA











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